Mercedes C 111 - Wankelmotor Dieselsportwagen 1969-1979

Mercedes C 111 ist gleich Wankelmotor – so die vielfache Meinung. Das ist nicht falsch, aber unvollständig, denn nur die ersten beiden von insgesamt fünf Varianten des Mercedes Flügeltürers der 70er Jahre werden tatsächlich von einem Wankelmotor angetrieben.

mercedes c 111

Auf der IAA im September 1969 präsentierte Mercedes den voneinem Drei-Scheiben-Wankelmotor mit 206 kW (280 PS) angetriebenen ersten Mercedes C 111. 

Das aggressiv keilförmig gestaltete Experimentalfahrzeug war Publikumsmagnet der Messe – wie viele Anfragen begeisterter Sportwagenfans bei Mercedes eingingen, die fast jeden Preis für den neuen Flügeltürer bezahlt hätten, ist ein gut gehütetes Geheimnis…

mercedes c 111 wankel

Die Perfektionierung der Formensprache des ersten Mercedes C 111 stellt der ein halbes Jahr später auf dem Genfer Autosalon 1970 vorgestellte C 111-II dar: Die Plexiglas-abgedeckten Scheinwerfer waren durch damals noch futuristische Klappscheinwerfer ersetzt worden, dazu wurden runde Zusatzscheinwerfer in den Frontspoiler integriert. Der rechteckige Grill im Zentrum des Vorderwagens war zwei abgetrennten mattschwarzen Luftschlunden gewichen, unter denen ein riesiger Mercedes-Stern prangt. 

Auch der Antrieb war weiterentwickelt worden: Der Wankelmotor besaß nun vier Scheiben und leistete 257 kW (350 PS) und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Zum Vergleich: Der stärkste Porsche 911 leistete 1970 132 kW (180 PS) und brachte es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Trotz alledem: Wie die Weiterentwicklung von Wankelmotoren im Hause Mercedes eingestellt wurde, so verschwand auch die Mercedes C 111 erst einmal von der Bildfläche.

mercedes c 111 II

Sechs Jahre sollte der Dornröschenschlaf des Mercdes C 111-II dauern. Mitte der 70er Jahre entschloss sich Mercedes, eine von einem Fünfzylinder-Turbodiesel (OM 617) befeuerte S-Klasse in Amerika anzubieten. Weil gerade in den Vereinigten Staaten der Diesel als bedächtig und langweilig galt, entstand die Idee einer Rekordfahrt: In den Mercedes C 111-II wurde ein geringfügig angepasster Dieselmotor eingebaut, der 190 PS leistete – das Fahrzeug hieß nun C 111-II D. Die Rekordfahrt fand am 12. Juni 1976 auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke im süditalienischen Nardo statt und war ein großer Erfolg.

mercedes c 111 diesel

Beflügelt von den großartigen Ergebnissen der Rekordfahrt wurde ein neuer Rekordwagen, der Mercedes C 111-III, entwickelt. Die flache und breite Karosserie mit Rückenflosse war im Windkanale entwickelt worden und erinnert an die Mercedes Rekordfahrzeuge der 30er Jahre. Angetrieben wurde die silberlackierte Flunder von einer leistungsgesteigerten Version des OM 617 mit 230 PS. Die Rekordfahrt mit dem Mercedes C 111-III fand am 30. April 1978 in Nardo statt und brachte neun Weltrekorde ein.

Ansatzpunkt für die Entwicklung des Mercedes C 111-IV war der bestehende Rundstreckenrekord, den Mark Donohue mit einem 1000 PS-starken Porsche 917/30 1975 in Talladega aufgestellt hatte, wo er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 355,854 km/h erreicht hatte. 

mercedes c 111 IV

Für die Mercedes-Konstrukteure war schnell klar, dass derart hohe Geschwindigkeiten mit dem OM 617-Dieseltriebwerk nicht erzielt werden konnten. Damit fiel die Wahl auf den aus der Serie erprobten 4,5 Liter-V8 Motor, der auf 4,8 Liter vergrößert wurde und mit zwei Turboladern aufgerüstet wurde, wodurch der Motor 500 PS leistete. Die Karosserie erfuhr weitere aerodynamische Anpassungen: Zwei hintere Flossen sorgten für mehr Fahrstabilität, größere Front- und Heckspoiler erzielten mehr Abtrieb. Am 5. Mai 1979 verbesserte der Mercedes C 111-IV den bestehenden Rundstreckenrekord auf 403,878 km/h.

Fazit: Mercedes C 111 bedeutet also nicht nur Wankelmotor. Auch für die Weiterentwicklung von leistungsstarken Dieselaggregaten leistete der Mercedes C 111 großer Dienste.

Bildquelle: Daimler AG

Der vergessene Mercedes C 111 Sacco

mercedes c 111 sacco

Diese atemberaubende Designstudie aus dem Jahre 1969 stammt vom langjährigen Mercedes-Chefdesigner Bruno Sacco. 

Eine kühne Mischung aus italienischer Linienführung und amerikanischer Detailsprache – doch wie seine als Versuchsfahrzeuge umgesetzten Nachfahren blieb der C 111 Sacco den Mercedes-Fans vorenthalten.

Bildquelle: PSTU

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